Paradox Obscur „Artifact“
(Young & Cold Records)
Wenn es im Minimal Wave so etwas gibt wie eine eiskalte Leidenschaft, dann findet man sie bei Paradox Obscur. Sängerin Kriistal Ann hat trotz der kühlen Art zu singen ein Timbre, das unter die Haut geht. Hinzu kommt, dass ihr Partner Toxic Razor ein untrügliches Gespür für Minimal-Synthrhythmen besitzt, dem man sich schwer entziehen kann, manchmal marschierend, manchmal pumpend, stets tanzbar. Einige Songs, etwa das in eine Art Minimal-EBM mündende „Enhancer“, werden auch von Toxic Razor gesungen, wobei die Schwere von typischen EBM-Vertretern hier nur angedeutet wird. Das griechische Duo schafft es recht oft, Abwechslung in seinen Sound zu bringen. So würde „Afterlife Effect“ wohl auch auf jeder Minimal-Techno-Party ohne geringstes Zögern abgenickt, hingegen ist der Folgesong „Ashes“ ein fast schon eingängiges Synthpop-Stück. Hier kommt auch die opern- und divahafte Art von Kriistal Anns Gesang gut zur Geltung. Was dem Sound ein wenig fehlt, ist das Drama, aber genau das ist wohl beabsichtigt. Eine im wahrsten Wortsinn coole Scheibe.
Georg Howahl